Dobermannzwinger von Bavaria
Gegründet: 1965
Besitzer: Hans Wiblishauser, München-Pliening
Seit 2009 Mitbesitzerin: Helga Stich, München-Pliening
HISTORIE
1950 wurde ich vom „Virus“ Dobermann infiziert. Ich erinnere mich noch ganz genau. Damals wohnte ich noch bei meinen Eltern, in meiner Geburtsstadt München. In der gleichen Straße, in der wir damals wohnten, ging jeden Morgen ein gut gekleideter, stattlicher Herr mit seinen zwei schwarzen Dobermannhunden in sein Geschäft. Wie sich später herausstellte, war er Besitzer eines großen Textilhauses in der Nähe unserer Wohnung.
Schon beim ersten Mal, als ich diese Hunde sah, war für mich klar: Das ist meine Rasse. Sofort fing ich an, mir alles an Informationen zu besorgen, was es zu dieser Zeit über den Dobermann gab.
Und das war wirklich nicht sehr viel. Aus heutiger Sicht auch sehr subjektive Informationen. Es gab ja noch lange kein Internet – und entsprechende Lektüre war kaum aufzutreiben. Die Inhalte waren die pauschal falsch abgefassten, die sich teilweise vereinzelt heute noch – sogar in modernen Publikationen – immer wieder finden. Primär wurde ausführlich über Friedrich Louis Dobermann berichtet. Der Charakter dieses Hundes wurde immer als „scharf“ oder „gefährlich“ dargestellt, was mich jedoch in keiner Weise abschreckte. Für mich war dieser Hund einfach nur elegant, anmutig, ästhetisch. Und genau das wollte ich. 1955 lernte ich einen Kollegen kennen, (Eduard Egerer, der spätere und langjährige Zuchtwart der DV-Abteilung München und Besitzer des späteren Zwingers „von der Eger“) der ebenfalls ein „Dobermann-Verrückter“ war. Wir machten uns gemeinsam auf den Weg einige Züchter aufzusuchen und uns umfassend zu informieren. Das war aufwendig und mit langen Strecken verbunden. Es hat dann immerhin noch bis 1963 gedauert, bis ich mir meinen ersten Hund „leisten“ konnte, denn wir zogen um, in ein Haus mit Garten.
Nun hatte ich meine Ausbildung beendet, startete meine berufliche Karriere und verdiente mein eigenes Geld. Nach der Anschaffung eines Farbfernsehgerätes (das damals gerade auf den Markt kam) und der Erfüllung eines weiteren Traumes – den Erwerb eines englischen Sportwagens – war es nun an der Zeit, einen Dobermann ins Haus zu holen.
1963 war es dann soweit. Aus dem schon damals sehr bekannten Zwinger „von Fürstenfeld“ wählte ich mir die schwarze Hündin „Mascha“ aus. Mit ihr erhielt ich nicht nur eine treue Weggefährtin. Auf Ausstellungen war sie enorm erfolgreich, holte viele nationale und internationale Titel (21 CACIB). Rückwirkend betrachtet kann man das als „Ausstellungsverrücktheit“ bezeichnen. Als Leistungshund führte ich sie bis zur VPG(SchH)III.
1965 erfolgte mit „Mascha“ die Gründung des Zwingers „von Bavaria“, in dem ich 1967 meinen ersten Wurf hatte. Aus diesem Zwinger gingen zahlreiche Spitzenhunde in viele Länder, weltweit. Hier alle einzeln aufzulisten, würde den Platz dieser Rubrik sprengen.
Besonders dankbar bin ich meiner Mutter bis heute, die mir sehr viel Arbeit abgenommen und unendlich viel Liebe in die Dobermannzucht investierte.
Von 1974 bis 1977 züchtete ich mit „Anascha vom Alpthal“ (eine Tochter der DV- und Schweizer-Siegerin „Afra von Bavaria“.
1975 kam „Dewi von Franckenhorst“ in die Familie, die ich von der Witwe meines verstorbenen Freundes (des damaligen Vorsitzenden und Richterobmann des Dobermann-Vereins) Ernst Wilking (Zwinger von Forell) übernahm. Sie hatte ebenfalls zahlreiche Ausstellungserfolge und Titel, u.a. DV- Bundes- und Weltsiegerin. Auch sie wurde in VPG(SchH) ausgebildet.
1977 hatte ich mit „Dewi von Franckenhorst“ meinen bislang letzten (J)Wurf. Zwischenzeitlich hatte ich immer mehr vereins- und verbandsrelevante Aufgaben übernommen, die es mir nicht mehr ermöglichten zu züchten. Aus gesundheitlichen Gründen konnte auch meine Mutter die aufwendige Arbeit einer Zucht nicht mehr bewältigen. Mit 68 Jahren verstarb sie leider – für mich – viel zu früh.
Es folgten einige Jahre, in denen ich keinen Hund hielt. Bis 1987 ein Cabrio vor meinem Geschäft hielt, der Fahrer zu mir kam und mich fragte: „Können Sie mir bitte einen guten Platz für den braunen Dobermann besorgen, der da draußen in meinem Auto sitzt? Aber es eilt, sonst muss ich ihn im Tierheim abgeben.“ Letzteres kam nun gar nicht in Frage. Ich bot an, mich um einen guten Platz zu bemühen – was bei einem damals 6-jährigen Rüden nicht so einfach war – und bis dahin den Hund bei mir zu behalten, um ihm einen Tierheimaufenthalt zu ersparen. Es kam wie es kommen musste: Kein neuer Besitzer fand sich. Bei Aristo war ein Ohr schlecht behandelt und somit war er für Ausstellungen weniger geeignet, obwohl er vollzahnig war und von einem sehr bekannten Rüden abstammte. Auch hatte er keinerlei Prüfungserfolge nachzuweisen. Dafür war er ein außergewöhnlich umgänglicher und anhänglicher Hund. Kurzum: Nach vier Wochen wurde die Suche eingestellt und Aristo blieb an meiner Seite, bis er 1990 an einer Magendrehung starb.
Wieder folgte eine „hundelose“ Phase. Inzwischen hatte ich meine Helga kennengelernt, die mich in all’ den Vereins- und Verbandsarbeiten stets unterstützt. Immer wieder musste sie – wegen unzähliger Termine und der zeitraubenden Arbeit meinerseits – ihren Herzenswunsch nach einem eigenen Hund zurückstellen. Bis irgendwann die Drohung kam: „Eines Tages hole ich einen Hund aus dem Tierheim, ohne dich vorher zu informieren“. Ich war mir der Ernsthaftigkeit dieser Aussage bewusst und musste – nein wollte – handeln, denn es kam selbstverständlich nur ein Dobermann in Frage.
Doch bei den diversen Besichtigungen wollte sich das positive „Bauchgefühl“ einfach nicht einstellen. Das alles erzählte ich irgendwann in einem Gespräch, beiläufig Tatjana Kulachenko aus Moskau. Neun Monate später erhielt ich ihren Anruf, dass nun eine schwarze Hündin zur Übergabe bereit stünde. Im September 2004 bekam Helga völlig überraschend ihre „Irinland Olympia“ – mit extra eintätowiertem Herz.
Schon bald stand fest: Es sollte noch mal gezüchtet werden. Helga nahm die Herausforderung an und so wurde sie 2009 als Mitbesitzerin des „Dobermann-Zwinger von Bavaria“ eingetragen.
Mit „Irinland Olympia“ – von uns kurz „Pia“ genannt – bekamen wir nicht nur eine kräftige und außerordentlich schöne Hündin, sondern auch ein gutmütiges, umgängliches und wesensstarkes Familienmitglied. Immer wieder sprechen uns fremde Personen an – auf der Straße, in der Bank, im Lokal und wo auch immer sonst – und bewundern Pia. Ob Kinder, Hunde, fremde Situationen oder Menschen, für Pia ist die Welt einfach nur in Ordnung. Sie ist eine Werbeträgerin für die Rasse Dobermann. Auf Ausstellungen war sie sehr erfolgreich und wir sind sehr stolz darauf, nun gemeinsam wieder eine Weltsiegerin zu haben.
Im Sommer 2007 wollte es der pure Zufall, dass ich auf einer Ausstellung, eine erst drei Monate alte Hündin sah, die mir sehr gefiel. Es war wohl neben ihrem harmonischen Exteriheur vor allem ihr Charme, der mich in Beschlag nahm. Wie aber ließe sich ein evtl. zweiter Hund in unseren ohnehin schon mehr als ausgefüllten Alltag integrieren?
Nach intensiven Überlegungen fuhren wir nach Röthlein, um uns bei Familie Pfisterer die Hündin noch einmal in Ruhe anzusehen. „Jamaica“ eroberte Helga sofort und für beide war es wohl so etwas wie: „Liebe auf den ersten Blick“.
Die Entscheidung fiel für Helga sehr pragmatisch aus. „Wo ein Hund gefüttert wird, werden auch zwei satt. Das Training gibt’s im Doppelpack und für das Auto benötigen wir eine Doppelbox“. Gesagt – getan. Seitdem bereichert unsere „Jamaica von Nemesis“ unseren Alltag. Eine extrem arbeitswillige, gelehrige Hündin, die in einer außerordentlichen Bindung zu ihren Besitzern steht. Dass „Maica“ uns im April 2010 gleich zehn gesunde und kräftige Welpen geschenkt hat, macht uns besonders glücklich und zufrieden.
Deshalb geht unser Dank insbesondere an die Züchter.
An Tatjana und Anatoly Kulachenko aus Moskau, die seit 2004 mit „Irinland Olympia“/Pia unser Leben bereichert haben.
In Margit, Klaus und Jürgen Pfisterer, haben wir vorbildliche Züchter gefunden, die ihre Hunde mit extrem viel Aufwand, Zuneigung und Liebe aufziehen. Immer stehen Sie mit Rat und Tat zur Seite und wir sind seit 2007 glücklich mit „Jamaica von Nemesis“.
Hans Wiblishauser